Virenmonitoring 2018 – Häufigkeit und Konzentration der Bienenviren

Im September 2018 führten 198 Projektimkerinnen und –imker die erste Probenahme des Virenmonitorings auf Bienenständen in ganz Österreich durch (mehr dazu hier). Die Ergebnisse davon wurden nun im 2. Zwischenbericht des Projekts „Zukunft Biene 2“ veröffentlicht (Zwischenbericht hier abzurufen). Im folgenden Beitrag fassen wir nun die wichtigsten Ergebnisse des Moduls A – Virenmonitoring zusammen.

Für jeden der 198 teilnehmenden Stände wurde eine Sammelprobe erstellt, daher wurden insgesamt 198 Bienenproben untersucht. In diesen Proben wurden sechs der acht untersuchten Viren gefunden. Es hat sich gezeigt, dass manche Viren in fast jeder Probe gefunden wurden, andere Viren waren dagegen sehr selten.

Häufigkeit der Viren (= Prävalenz)

In der Auswertung haben wir zuerst berechnet, auf wie vielen österreichischen Ständen die untersuchten Viren im September 2018 zu finden waren (= Prävalenz). Zusätzlich zu der Prävalenz geben wir noch das 95% Konfidenzintervall an (unterer und oberer Messbalken der Grafik), das Aussagen über die Exaktheit der Berechnung gibt (mehr zu den Begriffen hier).

Prävalenz der acht untersuchten Bienenviren auf österreichischen Bienenständen, gemessen September 2018 (N=198 Bienenstände)

Das am häufigsten vorkommende Virus war das Schwarze Königinnenzellen Virus (BQCV), das in 96% aller untersuchten Proben vorkam (95% Konfidenzintervall: 93-98%). Wir können davon ausgehen, dass dieses Virus zur Zeit der Probenahme auf nahezu jedem Stand in Österreich vorkam.

Das zweithäufigste Virus war das Flügeldeformationsvirus Typ B (DWV-B), das in 91% der Proben vorkam (95% Konfidenzintervall: 87-95%). Damit war auch dieses Virus auf fast allen Bienenständen vorhanden: neun von zehn zufällig ausgewählten österreichischen Bienenständen hätten einen positiven Test auf DWV-B gehabt.

Das Sackbrutvirus (SBV) war das dritthäufigste Virus und wurde in 62% der Proben gefunden (95% Konfidenzintervall: 55-69%). Damit war es im September 2018 in etwa sechs von zehn österreichischen Bienenständen vorhanden.

Ähnlich häufig war das Akute Bienenparalyse Virus (ABPV) in den Proben zu finden. 54% der untersuchten Proben waren positiv auf ABPV getestet worden (95% Konfidenzintervall: 47-60 %). Anders formuliert: etwa die Hälfte von zehn zufällig ausgewählten österreichischen Ständen wäre positiv auf ABPV getestet worden.

Das Chronische Bienenparalyse Virus (CBPV) war selten, doch wurde es in immerhin 9% der Proben gefunden (95% Konfidenzintervall: 5-13%). Das heißt, dass auf etwa einem von zehn zufällig ausgewählten Bienenständen in Österreich CBPV nachgewiesen hätte werden können.

Das Flügeldeformationsvirus Typ A (DWV-A) kam extrem selten vor, insgesamt wurden nur zwei von 198 Proben positiv auf DWV-A getestet (Prävalenz 1%; 95% Konfidenzintervall: 0-3%). Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Virus auf einem österreichischen Bienenstand gefunden wurde, ist also sehr gering.

Zwei Viren waren in den 198 untersuchten Proben nicht nachweisbar: das Israelische Akute Paralyse Virus (IAPV) und das Kashmir-Bienenvirus (KBV).

Viruskonzentration

Die Frage, die sich bei den Daten aufdrängt ist, was dies nun für die Bienengesundheit in Österreich heißt. Immerhin waren fast alle Stände mit dem gefährlichen DWV-B befallen, das zusammen mit der Varroamilbe Winterverluste auslöst, und auch sonst war eine hohe Häufigkeit an Bienenviren zu messen! Doch noch haben wir nicht über die Viruskonzentration, also die Menge von Virus-Genom in den einzelnen Bienenproben, gesprochen. Und diese kann einen großen Unterschied machen, denn Viren im Volk sind nicht gleichbedeutend mit einer Viruserkrankung. Erst bei einer hohen Konzentration von Viren treten auch Virussymptome auf und das entsprechende Volk ist wirklich erkrankt.

Wir haben daher auch gemessen, wie hoch die Konzentration des Virusgenoms (= RNA-Kopien) in den einzelnen Proben ist. Es wurden Viruskonzentrationen zwischen wenigen 10.000 RNA-Kopien/ml Homogenat und mehreren Milliarden RNA-Kopien/ml Homogenat gemessen (mehr dazu hier). Zur besseren Verständlichkeit geben wir nicht die exakten Konzentrationswerte an, sondern nur Konzentrationsklassen:

  • Gering: unter 1 Million RNA-Kopien/ml Homogenat
  • Mittel: zwischen 1 Million und 1 Milliarde RNA-Kopien/ml Homogenat
  • Hoch: über 1 Milliarde RNA-Kopien/ml Homogenat

Dies ist eine sehr grobe Einteilung, für eine erste Übersicht wird sie jedoch reichen.

Viruskonzentration (angegeben in RNA-Kopien/ml Homogenat) von acht Bienenviren in den Sammelproben von 198 österreichischen Bienenproben, Proben im September 2018 genommen.

Betrachten wir nun die vier häufigen Viren (BQCV, DWV-B, SBV, ABPV), dann verändert die Zusatzinformation der Konzentration die Aussage doch erheblich.

So war BQCV zwar auf fast jedem Bienenstand zu finden, aber nur in 3% der Fälle wurde eine Konzentration über 1 Milliarde RNA-Kopien/ml Homogenat gemessen. Wenn wir den Vergleich der zehn zufällig ausgewählten Stände in Österreich heranziehen, heißt das, dass im September 2018 alle zehn Stände eine geringe bis mittlere Infektion mit BQCV aufgewiesen hätten, aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit kein Stand eine hohe Konzentration aufgewiesen hätte.

Bei DWV-B hingegen wurde bei 25% der 198 Proben eine hohe Viruskonzentration gemessen. Zwei bis drei von zehn zufällig ausgewählten österreichischen Bienenständen waren damit mit einer hohen Konzentration von DWV-B konfrontiert. Die gemessene hohe Konzentration stimmt auch mit den Beobachtungen der ImkerInnen überein: haben wir hohe DWV-B Konzentrationen gemessen, wurde auch von Bienen mit verkrüppelten Bienen berichtet – das klassische Symptom für eine Erkrankung mit DWV.

SBV wurde meist in niedriger bis mittlerer Konzentration gemessen, nur bei Proben von 4% der 198 Stände wurde eine Konzentration über 1 Milliarde RNA-Kopien/ml Homogenat gemessen. Die Chance ist also groß, dass im September auf keinem von zehn zufällig ausgewählten österreichischen Ständen eine hohe SBV-Konzentration vorgelegen wäre. Dies passt auch zu den Angaben der ImkerInnen, die sehr selten Sackbrut-Symptome gemeldet haben.

Die Konzentration von ABPV in den untersuchten Proben war allgemein gering, der Anteil der Stände mit einer hohen ABPV-Konzentration lag bei 9%. Es war also etwa einer von zehn Ständen mit einer hohen ABPV-Konzentration konfrontiert. ABPV-Symptome wie zitternde Bienen und massiver Totenfall wurden gar nicht beziehungsweise sehr selten gemeldet.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kamen vier Viren häufig auf den Bienenständen vor: BQCV und DWV-B kamen auf nahezu allen untersuchten Ständen; ABPV und SBV auf etwa der Hälfte aller Stände. Doch in den meisten Fällen waren die Virus-Konzentration gering und daher war kein offener Krankheits-Ausbruch zu erwarten. Nur bei DWV-B wurden sowohl häufig hohe Konzentrationen gemessen als auch Krankheitssymptome gemeldet. Dies bestätigt, wie gefährlich dieses Virus für österreichische Bienenvölker ist. Denn eine DWV-Erkrankung ist ein Zeichen für ernste Varroa-Probleme und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Winterverlustes stark.

Weitere Auswertungen und Details zu den hier dargestellten Ergebnissen finden Sie im 2. Zwischenbericht von „Zukunft Biene 2“ ab Seite 73 (hier abzurufen).