Überwinterung der Bienenvölker aus der Beobachtungsstudie 2015/16

Die Beobachtungsstudie ist Teil des Projekts „Zukunft Biene“ als Modul 3a „Basis-Surveillance-Programm zur Erfassung von Völkerverlusten während der Überwinterung und zum Vorkommen bzw. zur klinischen Prävalenz der wichtigsten Bienenkrankheiten“.

In der Beobachtungsstudie wurden im Herbst 2015 auf 188 Bienenständen 2810 Bienenvölker eingewintert. Von diesen sind 211 Völker bis zum Frühjahr 2016 abgestorben (Verlustrate 7,5%; Konfidenzintervall: 5,8-9,7%). Dabei sind auf insgesamt 108 Ständen (= 57% der besuchten 188 Stände) keine Winterverluste (= tote Völker) aufgetreten. Auf 28 weiteren Ständen (15% von 188 Ständen) starben maximal 10% der eingewinterten Bienenvölker. Völkerverluste bis zu 10% liegen erfahrungsgemäß in einer zu erwartenden Größenordnung und gelten allgemein als für den Imker gut verkraftbare Verluste, denen in der Regel durch die Einwinterung sogenannter „Reservevölker“ entsprechend Rechnung getragen wird. Nur auf fünf Beobachtungsbienenständen wurden Völkerverluste von über 50% verzeichnet.


Vor kurzem wurden von der Universität Graz, Institut für Zoologie, die Winterverluste von Bienenvölkern für die Überwinterungsperiode 2015/16 veröffentlicht. Die Daten dazu waren in einem weiteren Modul des Projektes „Zukunft Biene“ erhoben worden und basieren auf den Angaben von 1289 Imkern in ganz Österreich (siehe Artikel). An dieser offenen Untersuchung können sich traditionell alle Imkereien Österreichs beteiligen, und entweder auf Papier oder online, und auf Wunsch anonym teilnehmen. Somit ergibt sich die einmalige Gelegenheit, die Verlustdaten der Beobachtungsstudie, die sich auf 187 über Österreich verteilte und genau bekannte Bienenstände stützt, mit der offenen Studie der Uni Graz zu vergleichen.

Um die Winterverluste der Beobachtungsstudie mit der nach den Standards von COLOSS durchgeführten Erhebung der Universität Graz vergleichen zu können, muss man Völker mit Königinnenproblemen (weisellose oder drohnenbrütig ausgewinterte Völker) in die Winterverluste mit einrechnen. Damit steigt die Verlustrate in der Beobachtungsstudie auf 10,1% aller Völker (Konfidenzintervall 8,3-12,4%). In der offenen Studie der Uni Graz betrugen der Winterverlust (tote und weisellos oder drohnenbrütig ausgewinterte Völker) 8,1% (Konfidenzintervall: 7,4-8,8%). Die Ergebnisse der beiden Studien bestätigen einander, da sich die Konfidenzintervalle der beiden Winterverlustwerte überlappen und sich daher nicht signifikant unterscheiden. Nimmt man die Gesamtverluste der an der Beobachtungsstudie teilnehmenden Betriebe statt nur die Verluste der Beobachtungsbienenstände (8,6%; Konfidenzintervall:7,5-9,9%) und vergleicht sie mit der Grazer Studie, sind sich die Winterverluste der beiden Studien sogar noch ähnlicher.

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Die bisher vorliegenden Daten aus der Beobachtungsstudie liefern die Grundlagen für die Auswahl der Proben für vertiefende Studien, die im Modul 3b des Projektes „Zukunft Biene“ geplant sind. Dabei wird retrospektiv durch entsprechende Analysen den Ursachen der Winterverluste nachgegangen. Als Vorarbeit dafür wurden letzten Sommer und Herbst Bienen- und Bienenbrotproben aus maximal 10 Völkern pro Beobachtungsstand entnommen. Im nächsten Schritt wird nun nachträglich (englisch: „post hoc“) aufgrund des Überwinterungserfolgs entschieden, welche Proben auf Krankheiten und Pestizide untersucht werden sollen. Dabei werden sowohl Proben aus über den Winter abgestorbenen Völkern als auch Proben aus erfolgreich überwinternden Völkern untersucht und die Untersuchungsergebnisse verglichen, um Hinweise auf die möglichen Ursachen für beobachtete Winterverluste zu ermitteln.

Die folgenden Links führen zu weiteren Berichten über die Durchführung und Ergebnisse von Modul 3a:

AGES

Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz